27. November 2014

Zwölf Schüsse abgegeben - in 'Notwehr' gegen einen Unbewaffneten

Nach zwei Faustschlägen ins Gesicht soll Wilson zur Pistole gegriffen haben. Gemäss dem Untersuchungsbericht gab der Polizist beim Handgemenge zwei Schüsse ab, Brown rannte weg und Wilson hinterher. Dann soll sich Brown umgedreht haben, um den Polizisten anzugreifen. Brown sei noch aggressiver gewesen. «Er hatte einen derart zornigen Blick, dass er wie ein Dämon aussah», gab der Polizist zu Protokoll. Wilson feuerte mit seiner Pistole fünf Schüsse ab, danach schoss er nochmals fünfmal. Wie oft er den jungen Mann getroffen habe, wisse er nicht, erklärte Wilson in der Befragung. Er habe um sein Leben gefürchtet, sagte der Polizist. Der Freund, der mit Brown unterwegs gewesen war, berichtete jedoch, dass dieser mit erhobenen Händen habe aufgeben wollen. Über die letzten Sekunden in Browns Leben gab es unterschiedliche Aussagen. Es hiess auch, dass Wilson Brown in den Rücken geschossen habe.    hinterher reimt sich toll mit Notwehr, aber eigentlich ist dieses Wort bereits der Beweis gegen die Notwehr-These !  Zudem würde wohl Jeder Angeschossene einen veränderten Gesichtsausdruck aufweisen - oder nicht ?
Schliesslich, nach dreimonatiger Untersuchung, glaubte die Grand Jury, die aus neun Weissen und drei Schwarzen bestand, aufgrund von Zeugenaussagen, Polizei- und Autopsieberichten sowie forensischen Gutachten der Notwehrversion von Polizist Wilson. Zeugenaussagen, die den Polizisten zunächst belastet hatten, sollen aufgrund der Untersuchung hinfällig geworden sein. «Es ist keine Frage, dass Darren Wilson den Tod von Michael Brown verursacht hat, indem er ihn erschoss», sagt der zuständige Staatsanwalt Robert McCulloch*. «Aber die Pflicht der Grand Jury ist es, die Fakten von Erfundenem zu trennen. Es existiert kein hinreichender Verdacht für irgendwelche Anklagepunkte.» Wer in den USA als Jury Mitglied 3 Monate lang 'bearbeitet' wird, 'glaubt' vermutlich nahezu alles. Wer einen 18jährigen unbewaffneten Schwarzen erschossen hat, tut also in den USA nichts Unrechtes? Als Weisser muss er nur sagen er habe sich "bedroht gefühlt"?  
* ein Tipp für lebensmüde Journalisten: vielleicht kriegt ihr beim nächsten CluCluxClan Meeting eure letzten Hinweise. 
Der 28jähre, grosse, kräftige Polizist wurde nie verhaftet. In einem Interview versicherte er, er würde wieder so handeln. Inzwischen ist er untergetaucht. Nicht verwunderlich wäre es, wenn er bereits ein ansehnliches Arsenal an Schusswaffen und Ähnlichem sein Eigen nennen würde.
Trotz des Entscheids der Grand Jury könnte der Fall für Wilson dennoch ein juristisches Nachspiel haben, denn die US-Bundesbehörden ermitteln weiter gegen den Beamten. Dabei geht es um die Frage, ob Wilson aus rassistischen Motiven geschossen und damit die Bürgerrechte des Teenagers verletzt habe. Auch könnte die Familie des Jugendlichen den Polizisten zivilrechtlich verklagen.  Wenn sie sich eine kleine Privatarmee zur eigenen Verteidigung und einen Staranwalt leisten kann.
Ein Schwarzer hat in den USA die 2100% 'bessere' Chance von einem Polizisten erschossen zu werden als ihre weissen Artgenossen. Ähnlich 'verteilt' sind die Chancen für Weisse mit 'Notwehr' davon zu kommen und für Schwarze in umgekehrter Situationen als Mörder verurteilt zu werden. 
Q  Martin Kilian (Tages-Anzeiger 26.11.2014)  Kommentare, crm

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