26. Januar 2011

Zürcher Justiz als Geisterfahrer im Dienste der Hochfinanz

Das Protokoll des Elmer-Prozesses:
Das Bezirksgericht Zürich verurteilt Ex-Julius-Bär-Banker Rudolf Elmer wegen Verletzung des Schweizer Bankgeheimnisses. Dabei glaubte nicht mal die Bank selbst, dass ihre Offshoregeschäfte dem Bankgeheimnis unterstehen. Eine Reise in die Geisterwelten der Hochfinanz, in der auch die Justiz zur Geisterfahrerin wird.
Mittwoch, 19. Januar, Zürich: Auf einer Leinwand in der Kanzleiturnhalle das Bild eines Hauses auf den Cayman Islands. Blütenweis­se Fassade, stahlblauer Himmel. «Hier sind 19'000 Firmen angesiedelt», sagt Rudolf Elmer. Über dieses Haus hat US-Präsident Obama gesagt: «Entweder ist es das grösste Haus der Welt oder der grösste Steuerskandal der Welt.»
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Es gibt viele Wahrheiten in dieser Geschichte, die wichtigste ist und bleibt: Big Business gewinnt immer.
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Ab 2004 liess die Bank Elmer beschatten, fünfzehn Monate lang, von bis zu elf Detektiven. Elmers Frau wird auf der Autobahn verfolgt, schwarze BMWs kurven durchs Quartier, beunruhigte NachbarInnen alarmieren die Polizei. Elmers Tochter hat Angst vor den «schwarzen Männern», die ihr auf dem Weg in den Kindergarten folgen. Die Beschattung sei zum Teil sehr intensiv gewesen, so der Geschäftsführer der Detektei Ryffel AG. Elmer fürchtet um sein Leben, gerät in Panik.
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Sofort legte Julius Bär bei der Oberstaatsanwaltschaft Rekurs ein. Es folgen juristische Winkelzüge im grossen, schwarzen Nichts des Offshoreuniversums, die juris­tisch lupenreine Verwandlung einer soliden Schweizer Bank in eine windige Hehlerin, einen Geist in der Geisterwelt. Q

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